Mit der Einführung der neuen Marke „Classy“ und dem Wunsch nach einem frischen Markenauftritt stand das traditionsreiche Unternehmen JIALI vor einer spannenden Herausforderung: Wie lässt sich die 32-jährige Geschichte des Labels in eine moderne, einladende Umgebung übersetzen? Designer Kun Yen Lu und sein Team entschieden sich für einen radikalen Ansatz – sie entfernten die bisherigen Raumteiler und schufen so eine offene, fließende Fläche, die Alt und Neu miteinander verschmelzen lässt. Die Integration von Retro-Elementen wie Ziegelsteinen und Neonlichtern, interpretiert mit aktuellen Materialien und Techniken, schafft eine Brücke zwischen den Generationen und verleiht dem Store eine unverwechselbare Identität.
Die linke und rechte Präsentationsfläche setzen auf graue Farbtöne, die an die industrielle Herkunft des Unternehmens erinnern und eine ruhige Atmosphäre schaffen. Im Zentrum verbindet ein gemeinsam genutzter Tresen beide Markenbereiche. Hier treffen Backsteinwände, die an den alten Fabrikstil anknüpfen, auf Glas und Spiegel, die für Modernität und Transparenz stehen. Besonders markant sind die gläsern überdeckten Ziegel im neuen Bereich, die das Zusammenspiel von Tradition und Innovation betonen. Während im ursprünglichen Bereich verzinkter Stahl und Neon für nostalgisches Flair sorgen, dominieren im neuen Segment skulpturale Kurven und Metallelemente, die die moderne weibliche Silhouette symbolisieren.
Die Materialauswahl unterstreicht die konzeptionelle Tiefe des Designs: Eisen, transparentes Glas, verzinkter Winkelstahl, Wellblech, Metallplatten, Steinfarbe, Neonlichter, Acryl und spanische Ziegel schaffen eine vielschichtige Textur. Besonders das großzügig eingesetzte Acryl im ursprünglichen Markenbereich sorgt für optische Leichtigkeit und dient als visuelle Trennlinie zwischen den Marken. Der Tresen aus spanischen Hohlziegeln und Spiegeln steht sinnbildlich für die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Diese durchdachte Materialkombination ermöglicht eine klare Abgrenzung der Marken, ohne den Gesamteindruck zu stören.
Mit einer Fläche von rund 149 Quadratmetern wurde ein Store aus den 1990er Jahren in eine moderne Erlebniswelt verwandelt. Die offene Raumgestaltung fördert nicht nur die Markenwahrnehmung, sondern stärkt auch das Vertrauen der Kundschaft. Der zentrale Tresen fungiert als verbindendes Element und erleichtert zugleich die Unternehmensführung. Die maßgefertigten Regale, die Integration von Neonlicht in Stahlkonstruktionen sowie die individuell gefertigten Glaselemente zeugen von hoher technischer Raffinesse und Innovationskraft. Die Designer setzten auf Lasertechnologie, um sichtbare Befestigungen zu vermeiden und so die Ästhetik zu bewahren.
Die Neugestaltung wurde im Juli 2023 in Taiwan abgeschlossen und ist das Ergebnis intensiver Recherche und handwerklicher Präzision. Bewegliche Präsentationsmöbel, inspiriert von den gestapelten Kartons der Anfangsjahre, und der gezielte Einsatz von Metallplatten und Kurven spiegeln die Entwicklung des Unternehmens wider. Die gelungene Verbindung von visueller Ästhetik und funktionalem Anspruch macht den Store zu einem Erlebnisraum, der sowohl neue als auch bestehende Kundinnen und Kunden anspricht und die Markenphilosophie erlebbar macht.
Die Auszeichnung mit dem Bronze A' Design Award 2025 unterstreicht die kreative und technische Exzellenz dieses Projekts. „Connecting Sculpture“ von Kun Yen Lu steht exemplarisch für die gelungene Symbiose aus Tradition und Innovation und setzt neue Impulse für die Gestaltung von Retail Spaces im Lifestyle-Segment.
Projektdesigner: KUN-YEN LU
Bildnachweis: Rumo Interior Design
Projektteam Mitglieder: Kun-Yen Lu
Projektname: Connecting Sculpture
Projektkunde: Rumo Interior Design