Ferrying: Ein literarischer Treffpunkt zwischen Tradition und Moderne

Innovatives Buchhandelskonzept vereint Wasserstadtästhetik und digitale Erlebnisse

Im Herzen von Huangge Town, einem historischen Viertel in der Nansha Economic Development Zone von Guangzhou, entstand mit „Ferrying“ ein außergewöhnlicher Ort: eine sogenannte „literarische Wohnstube“, die Bewohnerinnen und Bewohnern aller Altersgruppen einen Raum für Austausch, Lernen und kulturelle Erlebnisse bietet. Die Gestaltung greift die Geschichte der traditionellen Wasserstädte am Perlfluss auf und übersetzt sie in ein modernes, inspirierendes Raumkonzept, das sowohl die Vergangenheit ehrt als auch innovative Zukunftsvisionen integriert.

Die architektonische Logik des Projekts basiert auf einer abstrahierten Wasserstadt: Ein symbolischer Fluss verbindet verschiedene Funktionsbereiche wie Buchhandel, Salon, Café und Workshops. Elemente wie kleine Brücken, Dorfhäuser, Plätze, chinesische Pavillons, Fähren und die mythische Kreatur Qilin schaffen eine atmosphärische Szenerie, die durch zeitgenössische Komponenten wie eine U-Bahn-Station, AR-Erlebnisse und moderne Teekultur ergänzt wird. Dieses Zusammenspiel von Alt und Neu, Ost und West, verleiht der Buchhandlung eine einzigartige Anziehungskraft und macht sie zu einem kulturellen Hotspot der Region.

Die Realisierung des Projekts erfolgte unter Berücksichtigung eines begrenzten Budgets und setzt auf lokale, traditionelle Baumaterialien wie Zement, Terrazzo, Tonziegel und Granit. Die Konstruktionen – von den Häusern mit geneigten Dächern über den achteckigen Pavillon bis hin zum parametrisch generierten U-Bahn-Zug – bestehen aus einfachen Stahlstrukturen, die größtenteils vorgefertigt wurden, um Kosten und Bauzeit zu minimieren. Besonders hervorzuheben ist das pixelartige Qilin, das aus Holzmodulen zusammengesetzt wurde, sowie der maßgefertigte Bootsstand, der die lokale Handwerkskunst widerspiegelt. Indirekte Beleuchtung unterstreicht die Verbindung von traditioneller Bauweise und moderner Lichtästhetik.

Das Nutzungskonzept von „Ferrying“ setzt auf Vielseitigkeit: Neben klassischem Buchhandel bietet der Raum Möglichkeiten zum Lesen, Arbeiten, für Teegenuss, Kaffeepausen, leichte Mahlzeiten, AR-Erfahrungen und kreative Workshops. Die Kinderzone, inspiriert von einer U-Bahn-Station, lädt mit beweglichen Türen und dynamischen Stahlstrukturen zum Entdecken, Klettern und Spielen ein. Während die Kleinen in fantasievollen Linienwelten aufgehen, können Erwachsene entspannen, arbeiten oder sich mit anderen austauschen. Die offene Gestaltung fördert Begegnungen und macht die Buchhandlung zu einem lebendigen Treffpunkt für die gesamte Nachbarschaft.

Die Entwicklung des Projekts wurde durch umfassende Feldforschung begleitet: Analysen zeigten, dass die Bewohner ein starkes Bedürfnis nach kultureller Kontinuität, familienfreundlichen Begegnungsorten und ästhetisch ansprechenden, multifunktionalen Räumen haben. Die Auswahl der Bücher und Produkte orientiert sich an diesen Wünschen und umfasst Literatur, Sachbücher, Kunst, Psychologie sowie ausgewählte Nischenprodukte und handgefertigte Objekte. Die größte Herausforderung bestand darin, traditionelle Formen wie den achteckigen Pavillon zeitgemäß zu interpretieren und gleichzeitig funktionale, sichere und inspirierende Räume für alle Altersgruppen zu schaffen.

Mit der Eröffnung im April 2023 hat sich „Ferrying“ rasch als kulturelles Zentrum und ästhetischer Rückzugsort etabliert. Die gelungene Verbindung von lokaler Identität, innovativem Design und technologischen Elementen wurde 2025 mit dem renommierten Silver A' Design Award ausgezeichnet – ein Beleg für die herausragende Expertise und kreative Kraft des Designteams um Xixi Quan, Kau Chan und Junming Chen. Das Projekt setzt neue Maßstäbe für die Gestaltung von Buchhandlungen als soziale und kulturelle Erlebnisräume.

„Ferrying“ zeigt eindrucksvoll, wie Architektur, Design und Technologie genutzt werden können, um Gemeinschaft zu stärken und Räume zu schaffen, die inspirieren, verbinden und zum Verweilen einladen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Modell Schule macht und weitere Städte dazu anregt, innovative, identitätsstiftende Orte für ihre Bewohner zu schaffen.