Fluid Rhythm: Ein Studio als sensorisches Architekturmanifest

Cho Yin Ching verwandelt Arbeitsräume in multisensorische Erlebniswelten

Im Zentrum von Taichung, Taiwan, entstand mit Fluid Rhythm ein außergewöhnliches Designstudio, das die klassische Arbeitsumgebung neu interpretiert. Inspiriert von der fließenden Bewegung des Wassers und dem Spiel von Licht und Reflexion, verfolgt das Projekt das Ziel, Räume als sinnliche Erlebnisse zu gestalten. Die Architektur lädt dazu ein, nicht nur gesehen, sondern gespürt zu werden – ein Ansatz, der die Interaktion zwischen Nutzer und Raum in den Mittelpunkt stellt.

Jede Oberfläche im Studio wurde sorgfältig ausgewählt, um Berührung zu provozieren und den Übergang von roher Textur zu feiner Oberfläche erlebbar zu machen. Geschwungene Linien führen Besucher durch die Räume, während Licht gezielt Formen und Materialien betont. Diese Gestaltung verwischt die Grenze zwischen Arbeitsprozess und fertigem Produkt und macht das Studio selbst zum lebendigen Showroom. Hier wird Design nicht erklärt, sondern unmittelbar erfahrbar.

Die Umsetzung des Projekts basiert auf präziser Handwerkskunst und innovativen Materialkombinationen. Zum Einsatz kommen unter anderem Titandioxid-Metall, optisches Acryl und CO₂-armer Kompositstein, die durch ihre reflektierenden und transluzenten Eigenschaften das Lichtspiel im Raum verstärken. Ein maßgefertigtes Schiebetürsystem integriert sich nahtlos in die Architektur, während japanische Eierschalenfarbe das Raumklima reguliert und Blendeffekte minimiert. Eingebaute LED-Sensoren reagieren auf Bewegungen und verstärken so die Interaktivität des Raums.

Das zweigeschossige Studio umfasst 148,5 Quadratmeter und wurde so konzipiert, dass Funktionalität, Ästhetik und Anpassungsfähigkeit harmonisch ineinandergreifen. Im Erdgeschoss befinden sich Empfang, Lager und Gästebereich, während das Obergeschoss Arbeitsplätze, Küche, Lounge und private Rückzugsorte beherbergt. Besonders hervorzuheben ist die Verwendung der japanischen Eierschalenfarbe, die nicht nur für eine angenehme Atmosphäre sorgt, sondern auch die Luftqualität verbessert und Kondensation reduziert.

Die Besucher erleben eine räumliche Choreografie, in der geschwungene Wände und Decken den Rhythmus des Wassers nachahmen. Lichtinstallationen werfen bewegte Schatten und führen subtil durch den Raum. Ein markantes Detail ist das leuchtend orangefarbene WC, das als bewusster Kontrastpunkt einen Moment des Innehaltens schafft. Diese Inszenierung macht den Raum zu einem Ort, an dem Design, Kunst und Technologie in einen Dialog treten.

Die Entwicklung von Fluid Rhythm wurde von intensiver Designforschung begleitet. Durch Bewegungsanalysen, Materialstudien und Lichttests konnte nachgewiesen werden, dass dynamische Beleuchtung und kontrastreiche Texturen die räumliche Wahrnehmung stärken. Die größte technische Herausforderung stellte die Konstruktion der großformatigen Schiebetür dar, die höchste Präzision bei der Integration von Metall und Keramik erforderte. Das Ergebnis ist ein Studio, das als lebendige Demonstration unterschiedlichster Techniken, Oberflächen und Fertigungsgrade dient – ein Manifest für sensorisch resonantes Design.

Mit der Auszeichnung des Bronze A' Design Award 2025 wird Fluid Rhythm als herausragendes Beispiel für innovative Innenarchitektur gewürdigt. Das Projekt zeigt, wie Arbeits- und Ausstellungsräume durch gezielte Gestaltung zu inspirierenden, lebensverbessernden Orten werden können. Es lädt dazu ein, Räume nicht nur zu nutzen, sondern mit allen Sinnen zu erleben.