Der rapide Rückgang der Igusa-Kultur in Japan hat Designerin Hana Mitsui zu einer kreativen Intervention inspiriert. Igusa, das traditionelle Material für Tatami-Matten, ist durch veränderte Lebensstile und schwindende Nachfrage bedroht – heute existieren nur noch etwa fünf Prozent der einstigen Igusa-Farmen. Mitsui sieht darin nicht nur einen kulturellen Verlust, sondern auch eine Chance: Mit ihrem Projekt „Pixel Weave Monalisa“ möchte sie das Potenzial von Igusa neu definieren und das Bewusstsein für dieses wertvolle Material stärken.
Im Zentrum des Designs steht die Verbindung von traditioneller Webtechnik und digitaler Ästhetik. Mitsui erkannte eine visuelle Parallele zwischen den geometrischen Mustern der Tatami-Weberei und den Pixelrastern digitaler Bilder. Diese Beobachtung führte zu einer innovativen Webmethode, bei der die natürlichen Farbtöne des Igusa gezielt eingesetzt werden, um das weltberühmte Porträt der Mona Lisa in einer pixelartigen, haptischen Darstellung erscheinen zu lassen. Das Ergebnis ist ein Kunstteppich, der aus der Nähe abstrakt wirkt, aus der Distanz jedoch das ikonische Motiv klar erkennen lässt.
Die Herstellung erfolgte auf spezialisierten japanischen Webstühlen, wie sie traditionell für Tatami und Goza verwendet werden. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Handwerkern war dabei essenziell, denn die Übersetzung eines digital gepixelten Bildes in eine analoge Webstruktur stellte eine technische Herausforderung dar. Da Igusa schwer zu färben ist, wurde das fertige Werk mit einer speziellen Beschichtung versehen, um die Farben dauerhaft zu fixieren. Diese Symbiose aus Handwerk, Technologie und künstlerischer Vision hebt die Möglichkeiten des Materials auf ein neues Niveau.
Mit einer Größe von 1.760 mm x 880 mm und einer Dicke von nur 5 mm kann die Pixel Weave Monalisa sowohl als Teppich als auch als Wandkunstwerk genutzt werden. Die natürliche Textur und der charakteristische Duft des Igusa verbinden Tradition mit zeitgenössischem Design. Die Mona Lisa als Motiv wurde bewusst gewählt: Ihre universelle Wiedererkennbarkeit zieht auch Menschen an, die sich sonst wenig für Kunst interessieren, und macht die Verbindung von Kulturerbe und moderner Bildsprache unmittelbar erfahrbar.
Das Projekt wurde in Fukuoka, Japan, realisiert und im Dezember 2024 auf der DESIGNTIDE TOKYO erstmals präsentiert. Die Resonanz war beachtlich: Viele Besucherinnen und Besucher zeigten sich fasziniert von der Neuinterpretation eines scheinbar alltäglichen Materials. Die Arbeit wurde 2025 mit dem Bronze A' Design Award in der Kategorie Textil, Stoffe und Muster ausgezeichnet – ein Beleg für die gelungene Verbindung von Tradition, Innovation und gesellschaftlicher Relevanz.
Die Pixel Weave Monalisa demonstriert eindrucksvoll, wie kulturelles Erbe durch kreative Neudeutung lebendig gehalten werden kann. Hana Mitsui gelingt es, die Grenzen zwischen Handwerk und digitaler Kunst zu überwinden und einen nachhaltigen Diskurs über die Zukunft traditioneller Materialien anzustoßen. Ihr Werk lädt dazu ein, den Wert des Alltäglichen neu zu entdecken und inspiriert dazu, auch im eigenen Umfeld nach verborgenen Potenzialen zu suchen.
Projektdesigner: Hana Suzuki
Bildnachweis: [ Image#1,2,3,4 and 5 : Photographer:Naoaki Yokota]
Projektteam Mitglieder: Hana Suzuki
Projektname: Pixel Weave Monalisa
Projektkunde: Hana Material Design Laboratory inc.